Wer das Wort „Kirschblüte“ hört, denkt nicht zwangsläufig sofort an Sport, wenn man aber weiß, dass es ins Japanische übersetzt „Sakura“ heißt, dann ist die Assoziation zum landestypischen Karate nicht mehr fern.

Seit 1995 blüht diese Kirschblüte in Form des Sakura e.V. in Parchim und begeistert immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene für diese traditionelle, japanische Kampfsportart. Der Verein wurde 2004 durch die JKF (Japan Karate Federation) Wadô-Kai, der Organisation von Wadô-Ryû Vereinenin der JKF, anerkannt. Das belegt auch eindrucksvolleine original japanische Urkunde, die neben vielem anderen Interessanten und Wissenswerten zum Verein auf der Internetseite www.sakuraparchim.de anzuschauen ist.

2004 fand auch der Parchimer Kris Schneider zum Sakura e.V.. Dreizehn Jahre war er, als ihn sein Freund, damaliger Schulkamerad und Karateka Phillip Hohenstein für ein Probetraining interessieren konnte. Seit dem habe ihn dieser Sport nicht mehr los gelassen, erinnert sich der heute Zwanzigjährige. Nur ein Probetraining später hatte es dann auch seinen Vater Matthias Schneider gepackt, der heute Vorstandsvorsitzender des Vereins ist und den braunen Gürtel (1. Kyû) trägt.

So wie auch Kris Schneider, für den Karate schon lange mehr als nur ein Sport ist. „Anfangs war es tatsächlich ,nur’ Bewegung und Sport treiben.“, erzählt er und erinnert sich an Zeiten, in denen ihm auch schon mal ein wenig die Motivation fehlte. Das änderte sich dann spätestens mit der bestandenen Blaugurtprüfung. Aus der anfänglichen Suche nach dem richtigen Sport für sich und im Laufe vieler intensiver Trainingseinheiten wurde daraus eine Passion, für die der junge Mann bis heute brennt. „Karate ist meine Leidenschaft. Es hat, wenn es wirklich ernsthaft betrieben wird, auch einen hohen philosophischen Anteil in sich.“ schätzt Kris Schneider die Vielfalt dieser Kampfkunst.

In der Tat hat es etwas Meditatives, wenn man Karateka beobachtet, wie sie ganz bei sich und mit einem hohen Maß an Konzentration und Präzision ihre Kata ausführen. Und so überrascht es auch nicht, dass der Parchimer sich über das Training hin aus mit dem Thema Karate beschäftigt, mit der Geschichte, den Anfängen, der Entwicklung und den Hauptgedanken der Begründer. Selbstbewusster sei er durch das Training und die vielen bestandenen Gürtelprüfungen geworden und auch sein Selbstvertrauen ist dadurch gewachsen, sinniert Kris Schneider, für den gerade das 2. Studienjahr an der Uni Lübeck begonnen hat, an der er Medizin studiert.

Von dort macht er sich auch gern mal auf den Weg nach Hamburg um im Dojo von Uwe Hirtreuter (7. Dan Wadô-Ryû) das eine und andere Training zu absolvieren. „In Lübeck gibt es leider keinen entsprechenden Karateverein für mich.“ erklärt er, doch habe er dort als Alternative Aikido, ebenfalls eine japanische Kampfkunstform, für sich entdeckt. Doch so oft es geht und der Student in Parchim bei seiner Familie ist, geht er zu den vertrauten Zeiten in die Turnhalle am Mönchhof um mit seinen Vereinskarateka zu trainieren. „Die sozialen Kontakte in unserem Verein sind mir sehr wichtig, eben so wie die gemeinsamen Lehrgänge, die wir von Zeit zu Zeit besuchen.“

Im kommenden Jahr möchte Kris Schneider die Prüfung zum schwarzen Gürtel ablegen. „Diese Prüfungen sind immer nur Etappen auf dem langen Weg der persönlichen Entwicklung.“, so Kris Schneider und man glaubt ihm sofort, wenn er sagt, ein Leben ohne Karate wäre für ihn nur schwer vorstellbar.

Das gilt für viele Mitglieder des Sakura e.V., die sich zweimal wöchentlich zum Training treffen und sich darüber hinaus engagiert vor allem dem Kinder- und Jugendtraining widmen.

41 Mitglieder gehören derzeit zum Verein, dabei reicht die Altersspanne von 7 bis 70 Jahre. Das Ziel der Vereinsarbeit ist die Förderung des Karate, besonders der Stilrichtung Wadô-Ryû und der Förderung des Kinder- und Jugendtrainings.

Sakura sieht sich vor allem als traditionellen Karateverein. Das bedeutet, dass die Ausübung der Kampfkunst im Vordergrund steht und nicht der sportliche Wettkampf. Ein Aspekt, der auch für Kris Schneider sehr wichtig ist: „Ich denke, dass der zu starke Fokus auf den Wettkampf im Karate die Gefahr birgt, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren – das liegt nämlich nicht in sportlichen Erfolgen, sondern in der persönlichen Entwicklung.“ Für die Kinder und Jugendlichen des Vereins finden jedoch regelmäßig Wettkämpfe statt, in denen sie sich sportlich messen können, denn auch das ist für die Entwicklung junger Karateka von Bedeutung. Dafür engagieren sich Trainer und Vorstandsmitglieder in ihrer Freizeit mit viel Elan und Freude ehrenamtlich für den Verein, bilden sich in Trainerlehrgängen weiter, bereiten die  Trainingseinheiten mit Sorgfalt vor und gestalten sie phantasievoll, organisieren Fahrten zu Lehrgängen zu verschiedenen Vereinen in anderen Städten und  laden regelmäßig zu Lehrgängen nach Parchim ein.  Gichin Funakoshi (1868 bis 1957), Begründer des  modernen Karatedô, hat einmal gesagt: „Die Ausbildung im Karate geht ein Leben lang.“ und: „Verbinde Dein alltägliches Leben mit Karate, das ist der Zauber der Kunst.“ Wahre Worte eines weisen Mannes, die sich im Handeln und in der Entwicklung von Kris Schneider und allen anderen Sakura-Karateka eindrucksvoll widerspiegeln.


Text: Gabriele Knües; erschienen im DKV-Magazin „Karate“ 1/2012; einzusehen unter www.karate.de --> „DKV-Infos“ --> „Karate – Das DKV Magazin“

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