Jeder Karateka, völlig unabhängig von der Graduierung und dem Alter, muss sich an die Dojo-Etikette halten. Diese Etikette besagt, wie man sich in einem Dojo (ganz allgemein: "Trainingsort") verhält. Diese Regeln gelten auch für Sporthallen neben der Hallenordnung.
Das Einhalten von diesen wenigen Regeln ist wichtig für Sicherheit und Höflichkeit untereinander und Achtung vor der Tradition des Karate-Dô.

  1. Sauberkeit und Sicherheit!
    Jeder Karateka achtet bei sich auf Sauberkeit und Sicherheit, sodass zum Beispiel der Karate-Gi stets sauber und richtig angezogen sowie der Obi (Gürtel) richtig gebunden ist. Außerdem darf aus Sicherheitsgründen kein Schmuck (auch und insbesondere keine Ohrringe, Ringe, Ketten oder ähnliches) getragen werden. Finger- und Fußnägel sollten immer kurz geschnitten sein um eigenen oder Verletzungen des Trainingspartners vorzubeugen. Außerhalb der Trainingsflächen werden Socken oder Latschen getragen, um den Schmutz nicht auf die Trainingsfläche zu tragen.

  2. Sei höflich!
    Beim Verlassen und Betreten des Dojos verbeugt man sich im Stand mit dem Blick ins Dojo. Das macht man auch wenn man "nur kurz mal draußen" war. Dazu gehört auch, pünktlich zum Traingsbeginn und am Ende einer Pause fertig umgezogen im Dojo zu sein.

  3. Stelle Schuhe vor dem Trainingsbereich ab!
    Im Karate wird barfuß trainiert. Schuhe oder Zoris (Latschen) werden daher vor dem Dojo bzw. dem Trainingsbereich (in einer Halle) ordentlich abgestellt um die Trainingsfläche nicht zu verschmutzen. Dennoch werden außerhalb des Dojos immer Socken oder Latschen getragen.

  4. Iss und trink am Rand!
    Im Dojo und auf einer Trainingsfläche wird nicht gegessen und getrunken.

  5. Stelle dich ordentlich der Graduierung nach auf!
    Beim Aufstellen steht der ranghöchste Schüler ganz rechts mit Blick zum Lehrer. Die Aufstellung erfolgt dann der Graduierung nach. Schüler ohne Gi oder Gürtel stehen grundsätzlich ganz links.

  6. Sei pünktlich!
    "richtig" Zuspätkommen - oder "nicht einfach untermischen": lässt es sich nicht vermeiden und man kommt zu spät zu einer Trainingseinheit, betritt man leise das Dojo vebeugt sich im Stehen und kniet neben dem Eingang in Seiza ab. Daraufhin verbeugt man sich zweimal im Sitzen. Wenn der Lehrer zum mitmachen auffordert, erhebt man sich und verbeugt sich nochmals im Stehen. Erst dann schließt man sich dem Training an.

  7. Zeige Respekt und Konzentration dem Anderen gegenüber!
    Vor Beginn und am Ende einer Übung mit einem Partner verbeugt man sich voreinander im Stehen, bzw. im Sitzen wenn beide Partner am Boden knien. Während einer Partnerübung wird nicht gesprochen um sich ganz auf die Übung zu konzentrieren.

  8. Räume nach dem Training mit auf!
    Das Dojo wird sauber und aufgeräumt verlassen. Ist irgendetwas verschmutzt oder beschädigt informiere den Trainer.

  9. Sei hilfsbereit!
    Hilfsbereitschaft bei Fragen wird vorausgesetzt. So zum Beispiel zeigen ranghöhere Schüler den "Neuen" wie der Gürtel gebunden wird.

  10. Der ranghöchste Schüler ist verantwortlich dafür, dass die Etikette eingehalten wird.

20 Paragraphen der "Leeren Hand"

Die "20 Regeln der Leeren Hand" (also des Karate) sind grundlegende Ansichten und Verhaltensweisen die Gichin Funakoshi, Begründer des Shotokan und Lehrer von Hironori Ohtsuka, um 1930 verfasste. Sie zeigen Eckpfeiler der Philosophie und Ethik des Karate-Dô und sollen hier nicht unerwähnt bleiben.

  1. Vergiss nie: Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt. (Respekt ist die Übersetzung von "rei", was auch Höflichkeit bedeutet)
  2. Im Karate gibt es kein Zuvorkommen. (keinen ersten Angriff)
  3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
  4. Erkenne zuerst dich selbst, dann den Anderen.
  5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
  6. Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann von Unnützem.
  7. Unheil entsteht durch Nachlässigkeit.
  8. Karate ist nicht nur im Dojo.
  9. Die Ausbildung im Karate umfasst dein ganzes Leben.
  10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, das ist der Zauber der Kunst.
  11. Wahres Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt wenn du es nicht ständig erwärmst.
  12. Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach wie du nicht verlierst.
  13. Wandle dich abhängig vom Gegner.
  14. Der Kampf hängt davon ab, wie man Stärke und Schwäche handhabt.
  15. Betrachte Hände und Füße deines Gegners als Schwerter.
  16. Sobald du das Haus verlässt, hast du eine Million Feinde. (eine Million ist nicht wörtlich zu nehmen sondern steht für "viele" nach einem Sprichwort)
  17. Das Einnehmen einer Haltung gibt es beim Anfänger, später gibt es die natürliche Haltung.
  18. Übe die Kata korrekt, der wirkliche Kampf ist eine andere Sache.
  19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
  20. Denke immer nach und versuche dich ständig an Neuem.

Begrüßungszeremonie

Die Schüler stehen der Rangfolge nach von links nach rechts aufsteigend in einer Reihe. Schüler ohne Gi oder Gürtel stehen grundsätzlich ganz links. Der Lehrer steht davor mit Blick zu den Schülern. Die folgenden Kommandos gibt der höchstgraduierteste Schüler, welcher am weitesten rechts in der Reihe steht. Auf das Kommando "Seiza!" knien die Schüler alle in Seiza ab, indem man zuerst das rechte und dann das linke Knie zum Boden führt. Die Knie sind dabei im Sitzen in etwa zwei Fäuste breit auseinander und die Hände ruhen oben auf den Oberschenkeln. Der Meister gibt eventuell das Kommando "Mokuso!" woraufhin alle die Augen schließen und ruhig dasitzen und sich einfach auf das Training konzentrieren, eventuell meditieren. Er beendet dies nach einiger Zeit mit "Mokuso Yame!" woraufhin alle die Augen öffnen. Es folgen die Kommandos des Schülers der ganz rechts sitzt: "Shomen ni rei!" (in Dojos mit gestalteter Stirnseite, wie z.B. Wado-Flagge, Bild des Gründers etc.), "Sensai ni rei!" (wenn ein Meister anwesend ist) und "Otagai ni rei!" (immer) bei denen sich jedes Mal nach vorne verbeugt wird. Dann steht der Lehrer auf. Nach kurzem Blickkontakt zum Schüler ganz rechts, gibt dieser das Kommando "Kiritsu" woraufhin alle Schüler aufstehen (mit dem linken Bein zuerst). Es folgt dann auf das "Rei!" des Meisters noch eine Verbeugung im Stand.

Mit Beginn Begrüßung gilt auch das Training als begonnen und jeder der jetzt kommt ist offiziell zu spät und verhält sich entsprechend der Etikette (Nr. 6). Gerade weil die Begrüßung eine mentale Vorbereitung auf das Training ist, gilt es während der gesamten Begüßung ruhig zu sein und sich zu konzentrieren. Nur Lehrer und der Schüler ganz rechts geben Kommandos. Die oben beschriebene Begrüßung ist lediglich ein Grundmuster. Einzelne Teile können je nach anwesendem Lehrer weggelassen oder ergänzt werden.

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